Gefährlichen Liebschaften

Premiere:  28.06.2008 - Freilichtbühne Greven-Reckenfeld

 

Grevener Zeitung, 30. Juni 2008
Premiere der „Gefährlichen Liebschaften“

Corazon Spiegel. Reckenfeld. Ein Fest der Sinne wurde am Samstag auf der Freilichtbühne Reckenfeld mit der Premiere der „Gefährlichen Liebschaften“ gefeiert.

Atmosphäre wie in den Gärten von Versailles. Professionell bis ins kleinste Detail vorbereitet, leidenschaftlich aufgeführt. Die „Gefährlichen Liebschaften“ waren am Samstag auf der Freilichtbühne Reckenfeld bei der Premiere ein wahres Fest der Sinne. Als dritte Produktion in diesem Jahr hatten unter der Regie von Klemens Hergemöller die Akteure der Freilichtbühne ihre Kräfte gesammelt, um solch ein anspruchsvolles Werk in allen Facetten zu präsentieren.

Sie verwandelten mit geschicktem Bühnenbild die Freilichtbühne in das Pariser Chateau der Marquise Isabelle De Merteuil. Kurz vor der französischen Revolution hatte der Adel nichts Besseres zu tun hat, als sich gegenseitig in dunklen Intrigen zu zerstören. Solch ein von Liebe, Leidenschaft und Verführung geprägtes Geschehen ließ sofort den Funken zum begeisterten Publikum überspringen, gab es einen französischen Abend in aristokratischer Gesellschaft. Abgesetzt von dem 2003 für Furore sorgenden Film verfügte diese Inszenierung über ganz andere Mittel der Inspiration. Mit exzellenter Schauspielkunst wurde das Publikum verwöhnt, der Stoff aus dem die Träume sind mit emotionaler Stärke und feinsinniger Spielweise umgesetzt.

Geheime Pläne

Den geheimen Plänen der Marquise Isabelle De Merteuil, eindrucksvoll gespielt von Yvonne Grüner, konnte niemand entgehen. Da wurde sogar der leidenschaftlich der Lust verfallene Vicomte de Valmont zum Spielball in ihrem Vernichtungswerk. Obwohl ihm am Ende alle Frauen ins Netz gingen, konnte er seinen Gewinn nicht auskosten. Nach grandiosem Fechtduell starb er unglücklich in den Armen seines Dieners. Sebastian Horstmann hat mit seinem Spiel als perfekte Besetzung geglänzt.

Drama gab es genug bei dieser Aufführung. Stephanie Krause wurde als tugendhafte bürgerliche Präsidentengattin Marie de Tourvel Opfer ihrer eigenen Grundsätze, die bei solch intriganter Verführungskunst nicht bestehen konnten. Im Spinngeflecht der Geschehnisse zwischen Lust und Liebe verfingen sich auch die anderen Darsteller. Viola Niepel und Marina Bechtel spielten mit Esprit und aristokratischem Glanz, Reimund Dürr bereicherte als Diener Azolan/Mayordomus das Geschehen. Sehr natürlich war das Ensemble aufeinander eingestimmt, man warf sich die sprachlichen Feinsinnigkeiten wunderbar zu. Volker Wiltfang als Chevalier Danceny zeigte in seinem Spiel die ganze Naivität eines Jünglings in den Fängen einer reifen Dame. Christina Gauselmann war perfekt als sinnlich inspirierende Prostituierte, ihr lag die ganze Männerwelt zu Füßen. Carla Eichler als Madame die Rosemonde überzeugte, ihre sensible Art entsprach genau dem Charakter der Rolle.

Keine Längen

Zu keinem Zeitpunkt zeigte die Inszenierung irgendwelche Längen, der intensiv umgesetzte Handlungsbogen zog sich eindrucksvoll durch alle Szenen. Solch eine Premiere kann man sich nur wünschen, da stimmte vom Bühnenbild, der Lichttechnik bis zu den Kostümen und Requisiten einfach alles. Das Publikum bedankte sich mit langen Ovationen für diesen niveauvoll unterhaltsamen Abend.


Westfälische Nachrichten, 30. Juni 2008
Glänzende Intriganten

Reckenfeld. Eine exzellente Premiere so ganz nach dem Geschmack des Publikums gab es am Samstagabend auf der Freilichtbühne Greven-Reckenfeld. Das Schauspiel „Gefährliche Liebschaften“ nach dem Roman von Choderlos de Laclos war kein leichtes Unterfangen. Es stellt sehr hohe Anforderungen an alle Akteure, wobei durch die Verfilmung mit Catherine Deneuve schon eine gewisse Erwartungshaltung programmiert war.

Doch in ihrer dritten Premiere zeigte die Mannschaft von der Freilichtbühne, dass sie auch solch hohem Anspruch durchaus nachkommen kann.

Regisseur Klemens Hergemöller hat mit seinen „Gefährlichen Liebschaften“ eine Inszenierung geschaffen, bei der das Publikum vom ersten Moment an gefesselt war. Die Geschichte bot ja alles, was das Herz eines Theaterfans höher schlagen lässt.

Im absolutistischen Frankreich kurz vor der französischen Revolution gewährt sie tiefe Einblicke in die von Intrigen und Liebschaften geprägte Welt des Adels.

Nicht ahnend, dass in kürzester Zeit die Guillotine auf ihn wartet, gibt es nur einen Weg aus der von Langeweile geprägten Welt der Pariser Adelspaläste. Die gegenseitige Zerstörung wurde zu einem dramatischen Epos, bei der selbst in kleinsten Details auf eine adäquate Umsetzung des Schauspiels von Christopher Hampton geachtet wurde. Requisite und Bühnenbild bestachen durch ihre Jahrhunderte verbindende Art, innovativ erstrahlte das vielschichtige Geschehen in ausgefeiltem Licht.

Sebastian Horstmann verkörperte die Rolle des Vicomte Sébastian de Valmont mit einer Leidenschaft, dass ihm nicht nur die Herzen der Frauen auf der Bühne unwiderstehlich zu Füßen lagen. Seinem Charme und der Verführungskunst eines Könners konnte auch die größte Tugendhaftigkeit einer reizenden bürgerlichen Präsidentengattin Marie de Tourvel alias Stephanie Krause nichts entgegensetzen. Als glänzende Intrigantin bestach Yvonne Grüner als zynisch intellektuelle Marquise de Merteuil. Da wurden alle Beteiligten Spielbälle in ihren dunklen Plänen.

Große Schauspielkunst zeigten diese beiden Hauptakteure, selbst kleinste textliche Anspielungen und Kunstgriffe der Rhetorik gelangen. Aber auch allen anderen Ensemblemitgliedern schienen die Rollen wie auf den Leib geschrieben. Marina Bechtel und Viola Niepel überzeugten durch Lebendigkeit und Individualität, Christina Gauselmann spielte wunderbar die lasziven sinnlichen Reize der Emilie aus. Feinsinnig gab Carla Eichler der Madame die Rosemonde aristokratischen Geist, konnte Reimund Dürr als Diener dem gut aufeinander eingespielten Ensemble eine besondere Note verleihen.

Bei dieser Premiere stimmte einfach alles, da brandete der verdiente Schlussapplaus den versammelten Akteuren auf der Bühne entgegen. Hohe Kunst wurde wunderbar bei dieser Aufführung in Szene gesetzt. Die Freilichtbühne bot einen niveauvoll unterhaltsamen Abend, bei dem keine Wünsche offen blieben.