I love you - You're perfect - Now change

Premiere:  21.02.2008 - Schauburg Ibbenbüren

 

Ibbenbürener Volkszeitung vom 22. Februar 2008
Premiere des Quasi-So-Musicals erntet Applaus

Wilm Froese. Ibbenbüren. Gott schuf den Menschen in zwei Versionen, die gar nicht zu einander passen. Am Donnerstag abend konnte man sich in der Schauburg davon überzeugen, als das Off-Broadway-Musical "I love you - You're perfect - Now change" von Joe DiPietro und Jimmy Roberts beim Quasi So-Theater Premiere feierte. In etwa 20 Episoden wurde das Verhältnis von Frau und Mann vor, während, nach und trotz einer Beziehung beleuchtet, besprochen und besungen.

Weil das ganze Problem schon mit Adam und Eva anfängt, betreten die vier Darsteller, von jeder Art zwei, einen Choral mit geschlechtsspezifischen Varianten singend, die Bühne von oben. Wie von einer Himmelsleiter herabsteigend. In der vom Bildaufbau günstigen oberen linken Ecke, bleibt, das ganze nun folgende Treiben wie ein Engel beobachtende und auf dem E-Klavier begleitend, nur die junge Pianistin Imke Fletcher, himmlische und sonstige Musik über die Szene ausgießend.

Eigentlich gleicht die Inszenierung von Klemens Hergemöller schon einer XXS-Variante einer Off-Off-Broadway-Version. Ein sparsames Bühnenbild mit einigen einfachen Versatzstücken bei Bedarf, die Musik auf ein Instrument beschränkt, die Kostüme meist nur angedeutet und mühelos ins Alltagsleben zu integrieren. Das auf diese Weise kaum vom Normalleben abgesetzte und auch noch anfangs in Halbdunkel getauchte Bühnengeschehen irritiert das Publikum zunächst.

Aber schon bald hat man sich darauf eingestellt, genießt die Pointierung der Texte und die knappe Darstellung, die sich auch der eigentlich für den Film entwickelten Stilelemente wie Standbild und Umschnitt bedient. Den endgültigen Durchbruch bringt ein Song, ganz einfach an der Rampe gesungen, aber hervorragend interpretiert. Von da ab gibt es Bewegung im Publikum, Raunen, Lachen, Szenenapplaus. Den gibt es zu Recht, denn was an äußerem Glanz fehlt, wird durch Genauigkeit in der Beobachtung und im Spiel, durch Witz auch der Inszenierung und Darstellung und durch eine spürbare Spielfreude, echten Spaß an der Sache, ausgeglichen. Da mag man niemanden herausheben. Die Damen Imke Strothmann und Yvonne Grüner, die Herren Rainer Möller und Marc Schmiedel -in dieser Reihenfolge nennt sie das Programm- bringen sich selbst und ihre Fähigkeiten voll ein.

Eine davon ist das Singen. Die Stimmen klingen im Solo ordentlich bis gut, im Chor schön ausgewogen, obwohl vor allem die Herren ihren Tonumfang voll ausschöpfen müssen. Alle vier können jeder der vielen Stilrichtungen, die der Komponist Jimmy Roberts einsetzt, problemlos folgen. Vieles klingt leicht, schlagermäßig eingängig. Aber es gibt auch vertrackte Tonfolgen, die aber prima gemeistert wurden. Die hoch oben postierte Imke Fletcher am Klavier nutzte ihre gute Aussicht zu aufmerksamer Begleitung. Sie glänzte zudem mit der unauffälligen Untermalung der Sprechszenen, denen sie einen Hauch von Eleganz und Hintergründigkeit verlieh.

Für diese Ausgeglichenheit bei einfachsten Mitteln und für seine Schauspielerführung muss man den Regisseur Klemens Hergemöller loben. Er zwingt seinem Ensemble nichts auf, sondern er holt alles aus den vier unterschiedlichen Schauspielern heraus. Das Ergebnis kann sich hören und sehen lassen. Imke Strothmann zeigt in Mimik und Körperhaltung eine große Spannweite der Gefühle. Yvonne Grüner charakterisiert mit kleinen Andeutungen verschiedenste Typen von Frau. Der sehr präsente Marc Schmiedel strahlt je nach Bedarf alles von Naivität bis Gefährlichkeit aus. Der auch für die Bühnentechnik verantwortliche Rainer Möller ist der Spezialist für den Balanceakt zwischen Komik und Tragik

Von beidem ist viel in den etwa 20 Szenen von Joe DiPietro enthalten: die Versuche der Partnerfindung, die Probleme des Zusammenlebens, die Unvereinbarkeit von Ehe und Kindern, die Rollenerwartungen der Umwelt und nicht zuletzt der immerwährende Versuch seinen Partner nach seinem Bilde und Gleichnisse zu formen. Das ist der Stoff, aus dem sich Dauerserien, Minidramen und Tragödien formen lassen. Oder ein Off-Musikal wie dieses, das Jubel und stehenden Schlussapplaus erntete. Von den drei Wahlmöglichkeiten, die der merkwürdige Titel anbietet, passen weder "Weg damit" noch "Das war perfekt". Da bleibt nur: "Ich mag es."