Premiere:  14.10.2011 - Young Boulevard, Tourneetheater

 

Allerfeinste Theaterkost von "Young Boulevard"
Wie wird man ein Siegertyp?

Gerd Butke – Es fängt in dem Stück "Siegertypen" alles so harmlos an. Der smarte Anwalt Arthur Reed (gespielt von Florian M. Pletz) und seine schöne Ehefrau (Danica D. Pletz) haben in ihrer noblen Wohnung in Detroit, mit Möbeln aus Italien und einer Stereoanlage aus Dänemark, eine Party gefeiert.

Die letzten Partygäste sind gerade gegangen, als unerwartet der ihnen bislang unbekannte Nachbar Ben Cook (Claus Becker) an die Tür klopft. Ben bewundert und lobt die Nachbarn in den höchsten Tönen und die geben höflich und freundlich Auskunft über das, was sie haben, um damit zu zeigen, was sie sind.

Doch so höflich und freundlich, teilweise auch skurril, bleibt es nicht.

Ben, der Feuerwehrmann, hat weder die finanziellen Mittel noch die soziale Kompetenz, mit den Reeds mitzuhalten. Doch Ben und Arthur entdecken eine gemeinsame Leidenschaft, bei der sie sich als Konkurrenten auf Augenhöhe begegnen können: Football. Beide haben, natürlich als Siegertypen, mit großem Erfolg im College gespielt. Es beginnt ein irrwitziges Match der Helden von damals, bei dem sich schnell herausstellt, auf wessen Seite Leslie steht, nämlich auf der Seite des Siegers. Wer wird also am Ende gewinnen?

Was die Zuschauer bei der Premiere der Theatergruppe "Young Boulevard" in der Nordhorner Kornmühle zu sehen bekamen, war allerfeinste Theaterkost mit großartigen Leistungen der drei Schauspieler.

Danica D. Pletz überzeugte als Ehefrau und besorgte Hausfrau, als pikierte Gastgeberin und hüpfende Cheerleaderin.

Florian M. Pletz vollzog sehr glaubwürdig die Wandlung vom gut erzogenen Geschäfts- und Ehemann zum großen kraft- statt hirngesteuerten Knaben, der seine Männlichkeit verteidigen muss.

Claus Becker spielte sehr beeindruckend einen nach außen hin tapferen, im Inneren jedoch zutiefst verletzten Mann, der darunter leidet, dass seine Heldentat, die vergebliche Rettung einer farbigen Frau aus einem brennenden Haus, nicht zählt.

Am Ende blieb dem Zuschauer das Lachen im Halse stecken und ihm wurde deutlich vor Augen geführt, wer Sieger- und wer Verlierertyp in diesem Stück von Dennis McIntire ist.
Am Ende gab es langanhaltenden Premierenapplaus für ein grandioses Schauspieltrio, das unter der Regie von Klemens Hergemöller zu großer Form auflief und dem Publikum beste Unterhaltung bot.